Ich habe eine Grundausbildung zum Clown bei der Antiheldenakademie in Augsburg gemacht. Ursprünglich um mal ganz etwas anderes zu machen, um eine neue Seite an mir zu entdecken. Ohne Zusammenhang mit meiner Arbeit als integrativer Lerntherapeutin. Wirklich? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr entdecke ich Prinzipien, die sehr wohl in die Lerntherapie einfließen können.
Eine davon ist der Umgang mit Fehlern.
Wenn ein Clown über seine eigenen Füße stolpert oder andere Fehler verursacht, finden wir das als Zuschauer lustig und vor allem, wenn die gleichen Fehler immer wieder passieren.
Was ist daran lustig, warum empfinden wir als Zuschauer bei einem Clown Fehler sympathisch und lachen mit ihm und ihn nicht aus?
Fehler sind menschlich, jedem passieren Fehler, wir finden uns darin wieder. Sie zeigen einfach, dass diese Art Dinge zu lösen nicht zum Ziel führt. Sie helfen dabei, bessere Lösungen zu finden.
Wenn Fehler öfter geschehen, schämen wir uns oft dafür. Dabei hat man es aus irgendeinem Grund eben NOCH nicht ganz verstanden und kann daher einen Weg finden, es anders zu lösen. Passieren sie dennoch, gilt es eine andere Lösung auszuprobieren.
Wenn die Fehler nicht wären, könnten wir uns nicht so gut weiter entwickeln. Sie sind sozusagen Melder: “Halt, andere Richtung!”
Wie wäre es, wenn wir dankbar für Fehler würden, uns darüber freuen und im gleichen Zug darauf schauen, was wir schon - vielleicht auch wegen der Fehler- gelernt haben und richtig machen?
Was heißt das jetzt für den Umgang mit häufigen Fehlern beim eigenen Kind???
Verständnis zeigen, vielleicht fallen dir ja ähnliche Fehler ein, die du schon gemacht hast und ihr könnt gemeinsam darüber lachen.
Generell von eigenen Fehlern und Missgeschicken erzählen und dein Kind überlegen lassen, was du daraus lernen könntest.
Vermitteln, dass Fehler dabei helfen, herauszufinden, was NOCH nicht so gut beherrscht wird. Betonung auf NOCH nicht, d.h. es ist nicht Hopfen und Malz verloren, sondern kann gelernt werden, vielleicht auf eine andere Art, in gemütlicherem Tempo. Die Fehler sind sozusagen die Lupe vom Detektiv, die helfen, genauer hinzuschauen.
Dem Kind eine Lupe in die Hand geben, damit es auf “Spurensuche” gehen kann. Für jeden gefundenen Fehler, aus dem es einen Lösungsansatz entwickeln kann, gibt es einen Punkt. (Die Punkte können z.B. gesammelt werden und gegen ein kleines Geschenk oder besondere Zeit zusammen eingetauscht werden.) Ein rechtschreibschwaches Kind muss als Lösungsansatz nicht sofort alle falschen Wörter korrekt schreiben. Es wäre z.B. ein Ansatz, wenn es erkennt, dass “Breter” irgendwie falsch ist und es durch Silbensprache ausprobieren könnte, wie man das Wort richtig schreibt.
Es macht Kindern Spaß, Fehler, die Erwachsene machen zu finden. Sie können also mal Texte, in denen wir Fehler heimlich “eingebaut” haben, durchschauen.
Wenn es einfach NOCH nicht so gut gelingt, die Fehler als hilfreich zu erkennen, könntest du sie einfach nicht beachten und stattdessen alles Richtige grün markieren.
Und nochmal, Fehler gehören dazu, sind menschlich, machen wie bei den Clowns sympathisch…
Was fallen dir noch für Möglichkeiten ein, konstruktiv mit Fehlern umzugehen?