Eine gute Idee, diese Blogparade von meiner Netzwerkkollegin Sabine Landua, über das Lernen unabhängig von Schule und Noten nachzudenken. Ich habe generell viel durch meinem bunten Lebenslauf und aktuell einiges durch einen Kurzurlaub gelernt.
Mein Lebenslauf
Mein Lebenslauf ist ziemlich kurvig.
In meiner Tätigkeit als Erzieherin machte mir die Beziehung zu den Kindern immer viel Freude, irgendetwas passte trotzdem oft nicht ganz. Deshalb wurde ich Buchhändlerin, das war ok, erfüllte mich aber nicht ganz, so versuchte ich es dann wieder als Erzieherin. Und päng, nach paar Jahren landete ich in einem Burnout. Traute es mir nicht mehr zu, als Erzieherin zu arbeiten. Buchhandel klappte auch nicht, was dann? Eine ganze Zeit wusste ich nicht, ob es überhaupt noch den Job für mich gab. Probierte allerdings immer wieder etwas aus. Als ich merkte, dass ich meinen Kopf mehr fordern sollte, erzählte mir eine Freundin von einer Weiterbildung zur Lernbegleiterin. Damit fing ich an, “leckte Blut” und bildete mich zur Lerntherapeutin weiter. Diese Tätigkeit übe ich seit 2018 mit Freude aus. Es entspricht mir mehr mit Einzelnen zu arbeiten. Eine Freundin von mir, die einen Hort leitet, wusste von meiner Entwicklung und holte mich in den Hort, zuerst zur Einzelförderung von Kindern, denen die Hausaufgaben zu schwer fielen. Bis ich dann durch den längeren Ausfall einer Kollegin gefragt wurde, ob ich doch als Erzieherin und mit mehr Stunden arbeiten könnte. Ich hab´s gemacht und es war schwer, aber über die Jahre habe ich mehr Sicherheit bekommen. Jetzt fühle ich mich endlich kompetent als Erzieherin.
Da ich insgesamt noch kreativ-darstellerische Anteile in mir habe, ging ich dem auch noch nach und machte eine Grundausbildung zum Clown. Das lebe ich zur Zeit hauptsächlich im Hort mit den Kindern aus.
So und jetzt ab September bin ich nur noch einen Tag im Hort und nehme mir mehr Zeit für die Lerntherapie.
Was habe ich da alles gelernt?
Man muss nicht von Anfang an den genauen Beruf wissen, vieles entwickelt sich nach und nach.
In der Zeit mit dem Burnout hat mich mein Glaube an Gott sehr durchgetragen, ich spürte mehr, dass er nichts von mir erwartet und mich einfach so liebhat, wie ich bin. Das spürte ich auch von meinen Freunden und meiner Familie, ich war denen nicht weniger wichtig, nur weil ich teilweise gar nichts leistete. Sie schätzten mich einfach, weil es mich gab.
Die Schritte aus dem Burnout raus zeigten mir auch, dass sich ein (Lebens-)Weg oft dann zeigt, wenn man sich in Bewegung setzt, egal wie klein die Schritte sind.
Ich hätte es mir nicht mehr zugetraut, als Erzieherin zu arbeiten und hatte eigentlich damit abgeschlossen. Durch den sanften Einstieg rutschte ich doch wieder rein. Was mich sehr gestärkt hat und immer wieder bewogen hat, dran zu bleiben, war und ist das Vertrauen, das meine “Chefin” in mich hat. Sie hat an meine Fähigkeiten geglaubt und dadurch konnte sich mehr entwickeln.
Das Clown-Sein macht etwas in mir lebendig und hilft mir öfter, Fehler als lustig und komische Situationen nicht verbissen, sondern als Vorbild für ein Clown Stück zu betrachten.
Mein Lebenslauf besteht aus vielen kleinen Schritten, deshalb nenne ich ihn lieber Lebensgang.
Mein Kurzurlaub
Bei einem Kurzurlaub habe ich viel über das Lernen gelernt: Kürzlich flatterte mir die Einladung zu Tanzferien ins Haus. Ich liebe es, mich zu Musik frei zu bewegen und so meldete ich mich gleich an. Angekommen merkte ich, dass es hauptsächlich um Kreistänze ging. Wo man einheitlich gleiche Bewegungen machen sollte. Also wenig frei.
Tja, von klein auf fällt es mir schwer, neue Bewegungen zu lernen. Da ist irgendwas mit meiner Wahrnehmung anders. Trotzdem ließ ich mich drauf ein.
Ich merkte wie erwartet, dass ich höchstens einen Teil der Bewegungen richtig machte. Ich bewegte mich einfach irgendwie, was den Vorgaben einigermaßen nahekam. Dabei kam mir oft blöd vor, weil ich immer wieder in die falsche Richtung ging, die Hände zu spät hochhob, usw. Am Schluss ging es besser und machte auch mehr Spaß.
Als ich wieder zu Hause war, merkte ich noch einige Tage lang, wie es in mir tanzte und ich unterwegs Tanzschritte machte.
Was hat das jetzt mit Lernen zu tun?
Ich kann jetzt noch besser mitfühlen, wie sich die Herausforderungen meiner Therapiekinder anfühlen könnten. Sie müssen zwar nicht Tanzen lernen, sind aber oft mit ihren Lernschwierigkeiten konfrontiert.
Indem ich die Bewegungen irgendwie gemacht habe, obwohl ich sie noch nicht konnte, habe ich langsam doch immer mehr gelernt.
Am meisten hat mich gewundert, dass das Tanzen so nachgearbeitet hat. Ich, mein Körper und mein Hirn lernen also auch ohne bewusstes Zutun weiter.
Wie und aus was lernst du so?